Erschöpfung ist kein vages Gefühl, sondern oft das Ergebnis komplexer körperlicher und neurologischer Dysbalancen. Um die Ursache präzise zu bestimmen, braucht es eine gezielte Diagnostik. Hier sind die wichtigsten medizinischen Untersuchungen und Laborwerte, die bei der Abklärung von Erschöpfung eine entscheidende Rolle spielen: Ursache von Erschöpfung
1. Blutbild und Entzündungswerte
- Großes Blutbild: Gibt Hinweise auf Anämie, Infektionen oder stille Entzündungen
- CRP (C-reaktives Protein) & BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit): Zeigt chronische Entzündungsprozesse an
- Leukozyten, Lymphozyten, Neutrophile: Erkennen Immunreaktionen oder latente Infekte
2. Hormonstatus: Stress, Stoffwechsel & Schlafregulation
- Cortisol (Morgenwert & Tagesprofil): Um eine Nebennierenschwäche oder Dysregulation des Stresssystems zu erkennen.
- ACTH (Adrenocorticotropes Hormon): Steuert die Cortisolproduktion.
- Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4, ggf. Antikörper): Schilddrüsenerkrankungen können Erschöpfung auslösen.
- DHEA (Dehydroepiandrosteron): Unterstützt den Energiehaushalt und reguliert Stress.
- Melatonin: Bei Schlafstörungen zur Überprüfung des zirkadianen Rhythmus.
3. Stoffwechsel & Nährstoffstatus: Energiequellen im Körper prüfen
- Blutzucker & Insulin (HOMA-Index, HbA1c): Blutzuckerschwankungen als Ursache für Leistungstiefs
- Eisen, Ferritin & Transferrinsättigung: Eisenmangel als Ursache für chronische Müdigkeit
- Vitamin D (25-OH-Vitamin D3): Einfluss auf Immunsystem, Regeneration und Stimmung
- Vitamin B12 & Folsäure: Notwendig für Nervenfunktion, Zellstoffwechsel & mentale Leistungsfähigkeit
- Magnesium, Kalium, Natrium: Regulieren den Elektrolythaushalt und die Muskelfunktion
4. Herz-Kreislauf-System & Sauerstoffversorgung
- Blutdruck (auch Langzeitmessung): Niedriger oder schwankender Blutdruck kann Erschöpfung verstärken
- EKG & Belastungs-EKG: Prüft die Herzfunktion unter Stress
- Sauerstoffsättigung (Pulsoximetrie, Blutgasanalyse): Erkennt eine mögliche Unterversorgung
5. Leber- und Nierenwerte: Entgiftung & Stoffwechselkapazität
- Leberwerte (GOT, GPT, Gamma-GT, Bilirubin): Leberbelastung oder stille Entzündungen erkennen
- Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, eGFR, Cystatin C): Zeigt die Filterleistung der Nieren an
6. Immun- und Autoimmunstatus: Chronische Entzündungen & Stille Infekte erkennen
- ANA, ANCA & Rheumafaktor: Hinweise auf Autoimmunerkrankungen.
- Immunglobuline (IgA, IgG, IgM): Immunstatus & chronische Infektanfälligkeit überprüfen
- Zöliakie-Diagnostik (tTG-IgA, Gesamt-IgA): Glutenunverträglichkeiten als mögliche Ursache für Erschöpfung
7. Parasympathikus & Vagus-Tonus: Stressregulation & Erholung messen
Ein unausgeglichenes Nervensystem kann Erschöpfung verstärken. Daher sind folgende Tests wichtig:
- Herzratenvariabilität (HRV-Messung): Misst das Gleichgewicht zwischen Stressmodus (Sympathikus) und Erholungsmodus (Parasympathikus). Eine niedrige HRV kann auf chronischen Stress hinweisen
- Vagusnerv-Tonus (Respiratorische Sinusarrhythmie, Elektrogastrographie): Analysiert die Steuerung der inneren Organe durch den Vagusnerv
- Pupillometrie: Misst die Reaktionsgeschwindigkeit der Pupille auf Licht – ein Indikator für autonome Dysregulation
- Atemmuster-Analyse: Zeigt, ob die Atmung flach und hektisch ist (Stress), oder tief und regelmäßig (Regeneration)
- Hautleitfähigkeitsmessung (EDA – Electrodermal Activity): Gibt Aufschluss über vegetative Erschöpfungszustände
8. Schlafdiagnostik & Stressmessung
- Polysomnographie (Schlaflabor): Erkennt Schlafstörungen wie Schlafapnoe
- HRV-Analyse im Schlaf: Zeigt, ob das Nervensystem nachts ausreichend regeneriert
- Cortisol-Tagesprofil: Identifiziert Stressbelastungen und Erschöpfungsmuster
Fazit: Warum eine umfassende Diagnostik entscheidend ist
Erschöpfung hat viele Gesichter – von hormonellen Dysbalancen über Nährstoffmängel bis hin zu chronischem Stress und vegetativer Dysregulation. Eine tiefgehende Analyse hilft, die Ursache zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Wer sich über längere Zeit erschöpft fühlt, sollte nicht nur Symptome bekämpfen, sondern die Wurzel des Problems finden – denn Erschöpfung ist oft ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte.